Von Hochsteckfrisuren, Vokuhilas und 50er-Jahre-Trends
Text und Fotos: Steffen Grütjen
Mit der „Mutter der Nation“ Inge Meysel und dem TV-Ganovenjäger Heinz Drache machte er bereits Bekanntschaft. Beim Haareschneiden, in jungen Jahren. Es waren besondere Begegnungen für den damals frisch ausgelernten Friseur Marc Rütter. Er traf Inge Meysel, die „außergewöhnliche Wünsche“ hatte und Heinz Drache mit „schwierigen Haaren, aber super freundlich“.
Doch diese Klientel ist für Marc Rütter nun wirklich die Seltenheit. Seit 2003 führt der begeisterte Triathlet einen Friseurbetrieb an der Weseler Straße, übernahm ihn aus väterlicher Hand. Die Kunden kommen größtenteils aus der unmittelbaren Umgebung. Knapp 40 bis 60 pro Tag, je nach Tagesgeschäft. Mal welche, die in ihrer Mittagspause vorbeischauen und während des Haarschnitts Zeitung lesen. Und wieder andere, die nach der Arbeit über das sprechen wollen, was am Tag alles passiert ist. Kosmetik, Maniküre, Pediküre und Massagen runden das Angebot im Laden ab. Wer mag, wird hier also mit einem Vollprogramm fündig – quasi von Kopf bis Fuß.
Derzeit besteht das Team aus sieben Mitarbeitern (vier Vollzeitkräfte, zwei Kosmetikerinnen, ein Lehrling). „Wir verstehen uns blind“, erzählt Marc Rütter. Und Vater Reinhold ist auch dabei, der „Herrensalon“ ist sein Zuhause.
In den 30 Jahren Berufserfahrung ist Marc Rütter schon so manche Frisur untergekommen. Dauerbrenner wie Hochsteckfrisuren und Dauerwellen. Kurzhaarschnitte für Männer. Oder Vokuhilas (momentan wieder ein Renner), sogar Frisuren wie in den 50er-Jahren (kahl rasierte Köpfe, dazu ein voller und langer Bart). Es geht aber auch ungewöhnlich, bisweilen skurril. So wie 1997, kurz vor dem UEFA-Cup-Finale zwischen Schalke 04 und Inter Mailand, als ein Fußballfan mit Glatze, S04-Logo und blau-weißer Farbe zum Endspiel reiste. Mal ganz anderer Kundenwunsch für Marc Rütter, sicherlich einmalig.
Fast schon Tradition ist hingegen ein Satz geworden: „Mach mal wie immer“. Marc Rütter hört ihn bei seinen männlichen Kunden oft. Denn: Männer, so der Fachmann, würden sich nicht so oft verändern wie Frauen. Zugleich gebe die Frau im Schnitt mehr Geld in Sachen Haaren aus. Eines jedoch gilt für beide Geschlechter: „Man sollte sich nicht scheuen, teurere Produkte zu kaufen“. Die Einstiegspreise seien zwar höher, unterm Strich komme man hiermit aber länger aus. Und bei Hochsteckfrisuren, so die Empfehlung, sollten die Haare einen Tag vorher gewaschen werden. Zu guter Letzt hat Marc Rütter den wohl wichtigsten Tipp parat: Woran erkenne ich einen guten Friseur, der zu mir passt? „Die Chemie muss stimmen“, weiß der 46-Jährige.
Informationen zur Historie des Betriebs gibt es hier